Der Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit (FONAS) warnt mit Nachdruck vor einer zunehmenden Vermischung ziviler und militärischer Forschung. Aktuelle politische Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene drohen, diese fundamentale Grenze zu verwischen und damit den Charakter der Wissenschaft nachhaltig zu verändern.
Besonders besorgniserregend sind das „Weißbuch über Optionen für eine verstärkte Unterstützung von Forschung und Entwicklung zu Technologien mit potenziell doppeltem Verwendungszweck“ der Europäischen Kommission sowie das „Positionspapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur Forschungssicherheit“. Beide Dokumente verfolgen das Ziel, die Förderung von Forschung mit Dual-Use-Potential – also Projekten mit sowohl ziviler als auch militärischer Nutzung – massiv auszubauen, ohne jedoch die Implikationen für die Sicherheit und die Freiheit der Forschung zu berücksichtigen.
FONAS sieht darin eine erhebliche Gefahr für die Unabhängigkeit und Transparenz der Wissenschaft. „Die gezielte Förderung von Dual-Use-Technologien schafft Anreize für eine Militarisierung ziviler Forschungseinrichtungen und Universitäten“, warnt der Forschungsverbund. „Dies führt nicht nur zur bewussten Erschaffung von Grauzonen, sondern erschwert es Forschenden, sich aktiv für eine ausschließlich zivile Nutzung ihrer Arbeit zu entscheiden.“
Besonders problematisch ist die drohende Abschwächung oder sogar Abschaffung der Zivilklauseln, die es ermögilchen, die Folgen sicherheitskritischer Forschung inneruniversitär zu diskutieren. Ohne diese Richtlinien würde die Verantwortung für ethische Forschungsentscheidungen einseitig auf die einzelnen Wissenschaftler*innen abgewälzt – während gleichzeitig Drittmittel und Karriereanreize in Richtung militärisch relevanter Forschungsfelder gelenkt werden.
FONAS betont: Wissenschaft lebt von Transparenz, Kooperation und internationalem Austausch. Eine stärkere Durchmischung mit militärischen Interessen gefährdet nicht nur diese Grundprinzipien, sondern auch die internationale Attraktivität des deutschen Forschungsstandorts. Strengere Sicherheitsauflagen und Geheimhaltungspflichten in Dual-Use-Projekten könnten ausländische Forschende ausschließen und die freie Zusammenarbeit in zentralen wissenschaftlichen Feldern behindern.
FONAS fordert daher:
- die konsequente Aufrechterhaltung und Stärkung der Trennung von ziviler und militärischer Forschung,
- eine klare Positionierung der Hochschulen und Forschungseinrichtungen gegen eine Militarisierung der Wissenschaft,
- eine Stärkung der Zivilklauseln, um Transparenz und ethische Verantwortung in der Forschung zu gewährleisten.
Anstatt zivile und militärische Forschung bewusst zu vermischen, ist eine gezielte Förderung von Technikfolgenabschätzung, präventiver Rüstungskontrolle und ethischen Diskursen erforderlich. Nur so kann Wissenschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und einen Beitrag zu Frieden und Sicherheit leisten.
Die vollständige Stellungnahme von FONAS ist hier verfügbar.