Interdisziplinäres Lehr-/Fachbuch „Information Technology for Peace and Security“ ebnet Weg für Forschung an der Schnittstelle zwischen Informatik sowie Friedens- und Sicherheitsforschung
Christian Reuter (Hrsg.): Information Technology for Peace and Security – IT-Applications and Infrastructures in Conflicts, Crises, War, and Peace. Springer Vieweg, 2019. DOI:10.1007/978-3-658-25652-4, ISBN 978-3-658-25652-4 (eBook), 978-3-658-25651-7 (Softcover), https://www.springer.com/de/book/9783658256517; https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-25652-4, https://peasec.de/2019/itps
Die Fortschritte in Wissenschaft und Technik – insbesondere der Informationstechnologie (IT) – spielen im Kontext von Frieden und Sicherheit eine entscheidende Rolle:
- Wie kann die Bedrohung des sozialen und politischen Friedens durch sogenannte „Fake News“ eingedämmt werden?
- Welche Gefahren existieren in Bezug auf die Militarisierung des Cyberspace?
- Wie kann Cyber-Rüstungskontrolle umgesetzt werden?
- Welche Chancen und Risiken existieren in Bezug auf intelligente Robotik?
- Wie kann die Resilienz kritischer Infrastrukturen gegenüber Hackerangriffen gestärkt werden?
Diesen praktischen Fragestellungen widmet sich ein neues Lehr- und Fachbuch, das von Professor Christian Reuter, Leiter des Fachgebiets „Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit“ (PEASEC) an der Technischen Universität Darmstadt, herausgegeben wurde.
Naturwissenschaftliche und technologische Innovationen wurden stets auch für militärische Zwecke genutzt und beeinflussten somit Art und Verlauf bewaffneter Konflikte. Aufgrund der zunehmenden Relevanz von IT und deren kurzen Innovationszyklen ist das 21. Jahrhundert mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert. Neben „klassischen Fragen“ der Cyber-Sicherheit und –Spionage rücken Fragestellungen von Dual Use und der missbräuchlichen Anwendung von IT ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
„Ziel des Buches ist es, Themen und Forschungsergebnisse in der Schnittmenge von Informatik und Friedensforschung zu erschließen und deren Relevanz in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“, so der Herausgeber des Buches und Inhaber der ersten deutschen Professur an dieser Schnittstelle, Prof. Christian Reuter. „Das Thema ist sowohl in der Forschung als auch in der Lehre nicht übermäßig etabliert. Auch um interdisziplinäre Forschungsfragen adressieren zu können, die Auswirkungen auf die internationale Sicherheit und den Frieden haben können, ist es enorm wichtig, fundierte Kenntnisse zwischen Informatik und Gesellschaftswissenschaften zu stärken.“ Das Lehrbuch ist neben Wissenschaftlern, Softwareentwicklern und Behörden auch für themenrelevante Vorlesungen und Studierende der Informatik oder der Friedens- und Konfliktforschung konzipiert. Es werden sowohl Übungsaufgaben für die Studierenden als auch Materialien für Dozenten angeboten.
Als eines der ersten Lehr- und Fachbücher an der Schnittstelle zwischen Informatik sowie Friedens- und Konfliktforschung ist „Information Technology for Peace and Security – IT-Applications and Infrastructures in Conflicts, Crises, War, and Peace“ am 25. März 2019 bei Springer Vieweg erschienen. Das Buch behandelt interdisziplinäre Themen von stetig wachsender Relevanz und wurde daher in Kooperation mit 27 Autoren aus der Informatik, Wirtschaftsinformatik, IT-Sicherheit, Physik, Friedens- und Konfliktforschung, Politikwissenschaft und Philosophie von 12 Universitäten und Forschungseinrichtungen verfasst. Von der TU Darmstadt sind neben Prof. Reuter die Professoren Johannes Buchmann, Matthias Hollick, Stefan Katzenbeisser, Alfred Nordmann und Martin Steinebach sowie die Mitarbeiter*innen Larissa Aldehoff, Kai Denker, Marc-André Kaufhold, Thomas Reinhold, Thea Riebe und Annette Ripper beteiligt. Autor*innen anderer Institutionen sind Jürgen Altmann, Konstantin Aal, Ute Bernhardt, Tobias Dehling, Prof. Dominik Herrmann, Maximilian Krüger, Sebastian Lins, Markus Rohde, Ingo Ruhmann, Prof. Klaus-Peter Saalbach, Marcel Schäfer, Niklas Schörnig, Prof. Ali Sunyaev, Borislav Tadic und Prof. Volker Wulf.
Die 19 Kapitel führen auf 450 Seiten in das Thema ein. Zunächst werden zentrale Konzepte und Grundlagen der naturwissenschaftlichen, technischen und insb. IT-bezogenen Friedens- und Sicherheitsforschung beleuchtet (Teil I). Anschließend werden Cyber-Konflikte, -Krieg, -Spionage und ‑Abwehr sowie die Rolle von Darknets als Mittel zur Cyberkriegsführung diskutiert (Teil II). Teil III widmet sich sodann dem Cyberfrieden und Dual-Use-Dilemmata. Teil IV beleuchtet Cyber-Rüstungskontrolle, unbemannte Systeme und Verifikationsmechanismen. Teil V thematisiert resiliente und sichere (kritische) Infrastrukturen und die Zurechenbarkeit von Cyberangriffen. Teil VI betrachtet kulturelle Gewalt und die Rolle sozialer Medien, Propaganda und Fake News. Abschließend erfolgt ein Ausblick in Bezug auf künftige Herausforderungen des Forschungsfeldes (Teil VII).
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Unterstützt wurde die Arbeit vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), vom Hessischen Staatsministerium für Bildung, Forschung und Kunst (HMWK) im Rahmen des Forschungszentrums CRISP, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den Darmstädter Sonderforschungsbereichen 1119 CROSSING und 1053 MAKI, sowie im Kontext von IANUS.