Stellungnahme zur Trennung von ziviler und militärischer Forschung 2025
Der Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit (FONAS) warnt mit Nachdruck vor einer zunehmenden Vermischung ziviler und militärischer Forschung. Aktuelle politische Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene drohen, diese fundamentale Grenze zu verwischen und damit den Charakter der Wissenschaft nachhaltig zu verändern.
FONAS sieht darin eine erhebliche Gefahr für die Unabhängigkeit und Transparenz der Wissenschaft. „Die gezielte Förderung von Dual-Use-Technologien schafft Anreize für eine Militarisierung ziviler Forschungseinrichtungen und Universitäten“, warnt der Forschungsverbund. „Dies führt nicht nur zur bewussten Erschaffung von Grauzonen, sondern erschwert es Forschenden, sich aktiv für eine ausschließlich zivile Nutzung ihrer Arbeit zu entscheiden.“ Besonders problematisch ist die drohende Abschwächung oder sogar Abschaffung der Zivilklauseln. Ohne diese Richtlinien würde die Verantwortung für ethische Forschungsentscheidungen einseitig auf die einzelnen Wissenschaftler*innen abgewälzt – während gleichzeitig Drittmittel und Karriereanreize in Richtung militärisch relevanter Forschungsfelder gelenkt werden.
FONAS betont: Wissenschaft lebt von Transparenz, Kooperation und internationalem Austausch. Eine stärkere Durchmischung mit militärischen Interessen gefährdet nicht nur diese Grundprinzipien, sondern auch die internationale Attraktivität des deutschen Forschungsstandorts. Strengere Sicherheitsauflagen und Geheimhaltungspflichten in Dual-Use-Projekten könnten ausländische Forschende ausschließen und die freie Zusammenarbeit in zentralen wissenschaftlichen Feldern behindern.
FONAS fordert daher:
- die konsequente Aufrechterhaltung und Stärkung der Trennung von ziviler und militärischer Forschung,
- eine klare Positionierung der Hochschulen und Forschungseinrichtungen gegen eine Militarisierung der Wissenschaft,
- eine Stärkung der Zivilklauseln, um Transparenz und ethische Verantwortung in der Forschung zu gewährleisten.
Die vollständige Stellungnahme von FONAS ist hier verfügbar.
FONAS-Eckpunktepapier 2019
Der Forschungsverband Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit (FONAS) begrüßt die im Juli 2019 veröffentlichten Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Weiterentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland. Die Empfehlungen stellen zutreffend (und übereinstimmend mit dem FONAS-Forschungsmemorandum von 2015) fest, dass die naturwissenschaftliche und technische Friedens- und Konfliktforschung zwingend erforderlich sei und der Bedarf an ihr wachse, während sie gleichzeitig “in ihren Strukturen als prekär zu bezeichnen” sei (S. 55). Um dem zu begegnen, empfiehlt der Wissenschaftsrat „Bund und Ländern, die naturwissenschaftliche und technische Friedens- und Konfliktforschung an mindestens zwei Standorten, an denen sie bereits institutionell verankert ist, durch Einrichtung einer ausreichenden Anzahl dauerhafter Leitungsstellen (in der Regel zwei je Standort) und befristeter Qualifikationsstellen auszubauen” (S. 11, 61). Mit diesem Eckpunktepapier möchten wir als Fachverband der betroffenen Forscher*innen aufgrund unserer Erfahrungen Stellung beziehen, um so einen ersten Beitrag zur Umsetzung der Empfehlungen zu leisten.
Zusammenfassung:
- FONAS begrüßt und unterstützt die Empfehlungen des Wissenschaftsrates für den Wiederaufbau der naturwissenschaftlich-technischen Friedensforschung, insbesondere zur Einrichtung von neuen, dauerhaften Leitungsstellen an mehreren Standorten.
- Mögliche (schon etablierte) Standorte gibt es an der Universität Hamburg, der Technischen Universität Darmstadt und der RWTH Aachen.
- Der Fokus auf unabhängige naturwissenschaftliche Arbeit ist wichtig. Dies schließt eigenständige Lehre im jeweiligen Fachgebiet mit ein.
- Mehrere Stellen pro Standort sollten nach Möglichkeit mit unterschiedlichem naturwissenschaftlichem Fachhintergrund besetzt werden.
- Naturwissenschaftlich-technische Friedensforschung profitiert von universitären Standorten (Expertise, Ausstattung, Vernetzung), aber auch von externen Forschungsinstituten (Diskussion, Politikberatung etc.). Eine enge Verzahnung verschiedener Stellen ist notwendige Voraussetzung für interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit.
- Das Potential der Universitäten für experimentelle und theoretische Forschung sollte ebenso genutzt werden wie die Praxiserfahrung eigenständiger Forschungsinstitute.
Zum ausführlichen Eckpunktepapier
Forschungsmemorandum 2015
Im November 2015 haben die FONAS-Forschungsgruppen ein neues Forschungsmemorandum mit dem Titel „Naturwissenschaftliche Friedensforschung in Deutschland – Eine neue Förderinitiative ist dringend nötig“ veröffentlicht.
Forschungsmemorandum 1998
Im Juni 1998 haben die FONAS-Forschungsgruppen ein gemeinsames Memorandum zur Situation der naturwissenschaftlichen Friedensforschung in Deutschland herausgebracht. Mit diesem Memorandum soll auf die wissenschaftliche und politische Bedeutung der FONAS-Forschungsarbeit hingewiesen werden, die in keinem Verhältnis zu ihrer finanziellen Absicherung steht. Insbesondere im Hinblick auf die Bundestagswahl sollte damit ein Zeichen gesetzt werden, um ein Absterben dieser Forschungsrichtung zu verhindern.
Im Folgenden das Memorandum im Wortlaut und zum Herunterladen im Adobe-PDF-Format: FONAS-Forschungsmemorandum 1998